Gleich drei Landtagsabgeordnete mit Björn Jungbauer, Petra Högl und Thorsten Schwab suchten das Gespräch mit den Biolandbauern aus Unterfranken am geografischen Mittelpunkt der Europäischen Union in Gadheim zum Erfahrungsaustausch.
Mitten in der Natur und doch am politischen Puls Europas kamen Landwirte aus den Landkreisen Würzburg, Main-Spessart, Hassberge und Rhön-Grabfeld in Veitshöchheims Ortsteil Gadheim zusammen. Gastgeber Johannes Römert empfing neben Veitshöchheims 1. Bürgermeister Jürgen Götz die drei Landtagsabgeordneten Petra Högl (Kelheim), agrarpolitische Sprecherin der CSU-Landtagsfraktion, Björn Jungbauer (Margetshöchheim) und Thorsten Schwab (Hafenlohr). Begleitet wurde die Runde von Vertretern der Landwirtschaftsämter, der Öko-Modellregion stadt.land.wü. und dem Landschaftspflegeverband Würzburg.
Weidepflicht sorgt für Diskussionen
Zentrales Thema der Diskussion war die ab 2025 verpflichtende Weidehaltung für Raufutter verzehrende Tiere in Ökobetrieben – ein Punkt, der bei vielen Landwirten auf Unverständnis stößt. Aufgrund fehlender Flächen oder Sicherheitsaspekte sehen sich manche Betriebe gezwungen, die Öko-Zertifizierung aufzugeben. Die Forderung der Bioland-Gruppe: mehr Flexibilität in der EU-Ökoverordnung. In Unterfranken sind zwar nur wenige Betriebe mit Milchvieh betroffen, doch die Auswirkungen auf Förderprogramme wie KULAP (Kulturlandschaftsprogramm) bleiben erheblich. „Als CSU fordern wir, dass einzelbetriebliche Ausnahmen von der generellen Weidepflicht für Raufutterfresser in Härtefällen ermöglicht werden, wenn strukturelle Gegebenheiten, behördliche Auflagen oder veterinärmedizinische Gründe einem Weidegang entgegenstehen. Bayern hat bislang die Regeln der EU-Öko-Verordnung zur Weide dahingehend ausgelegt, dass Raufutterfresser im Ökolandbau auch ohne Weidezugang gehalten werden dürfen, sofern den Tieren ständiger Zugang zu Freigelände und Grünfütterung gewährt wurde. Für bestehende Betriebe soll dies auch so bleiben. Sollte dies unter keinen Umständen möglich sein, so sind Härtefallregelungen und vor allem auch längere Übergangsfristen notwendig“, so Petra Högl.
Bürokratie, Marktbedingungen und Förderungen im Fokus
Neben der Weidepflicht wurden weitere drängende Themen angesprochen: die zunehmende Bürokratisierung, etwa bei Gewässerrandstreifen oder Düngebilanzen, sowie das schwierige Marktumfeld für Bioprodukte. Auch das Düngungsverfahren „Cut & Carry“ – bei dem Schnittgut von Kleegras oder Luzerne zur Düngung auf andere Flächen gebracht wird – wurde intensiv beleuchtet. „Die Vorteile von „Cut & Carry“ liegen auf der Hand. Nährstoffe können im Betriebskreislauf gehalten, die Notwendigkeit von externen Düngemitteln reduziert“, so Johannes Römert. „Die Gründe für „Cut & Carry“ überzeugen. Wir setzen uns dafür ein, dass Unterfranken über eine Experimentierklausel zur Modellregion wird. Wasserrückhalt in der Fläche und Grundwasserbildung sind positive Folgen dieses Modells“ so Thorsten Schwab, Mitglied im Agrarausschuss des Landtags. Landwirt Benedikt Endres aus Bütthard-Gützingen schilderte seine Erfahrungen mit dem Anbau von Bio-Sojabohnen, während Florian Hossmann aus Eußenheim seine Biogasanlage auf Kleegrasbasis als nachhaltiges Beispiel für Energiegewinnung vorstellte.
Erlebnispfad und Grundwasserschutz als Vorzeigeprojekte
Beim anschließenden Rundgang über den 2023 eröffneten 2,3 Kilometer langen Erlebnispfad „Bio-Landwirtschaft und Wildlebensräume“ zeigte Römert, wie Biolandbau praktiziert und erlebbar gemacht wird. An 18 Stationen informiert der Weg über Biodiversität, Bodenpflege und Wasserschutz. Bürgermeister Jürgen Götz verwies dabei auf den Trinkwasserschutz der Gemeinde: Auf allen Feldern im Wasserschutzgebiet wird schon seit über 20 Jahren durch eine freiwillige Vereinbarung der Gemeinde (Wasserversorger) mit den Landwirten weniger Dünger ausgebracht. Hier ist der ökologische Landbau ohne Mineraldünger im Grundwasserschutz nochmal eine Steigerung.
Fazit: Der Dialog zählt
„Danke an Johannes Römert für die Initiative. Der direkte Austausch mit Praktikern zeigt, wie gemeinsam Themen vor Ort besprochen werden können. Egal ob konventionell oder ökologisch, die Leistungen der Landwirtschaft sind mannigfaltig.“ Einig waren sich alle drei Landtagsabgeordneten: Sie werden sich weiter für die Belange der Landwirtschaft im Landtag einsetzen und den direkten Austausch weiter intensiv pflegen. „Lebensmittel müssen auch zukünftig auf unseren Äckern vor der Haustüre produziert werden“, so die Abgeordneten.